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Lügendetektoren und Schweiß

Lügendetektoren und SchweißIn der amerikanischen Kriminalistik sind Lügendetektoren weit verbreitet. Viele Kriminalfilme griffen das Motiv auf: Wer kennt nicht die typische Filmszene, in der Beschuldigte mit Hilfe von Lügendetektoren überführt oder entlastet wurden? Dabei wurden die Personen über Sensoren an spezielle Messgeräte angeschlossen. Diese zeichneten bei der Befragung verschiedene Körperfunktionen auf wie zum Beispiel der Blutdruck, der Puls, die Atmung oder die Schweißbildung bzw. die elektrische Leitfähigkeit der Haut.

Die Schweißbildung auf der Haut wird oftmals mit Fingerelektroden an Ringfinger und Zeigefinger gemessen, auf die eine geringe elektrische Spannung gelegt wird. Je mehr Schweiß der Körper bei der Befragung absondert, desto leitfähiger wird die Haut des Menschen. Stieg die elektrische Spannung bei einer Antwort des Befragten, musste sich die Schweißbildung in dem Augenblick vermehr haben: Ein Zeichen für Nervosität und damit angeblich ein Nachweis für die Lüge.

In Fachkreisen wird der Lügendetektor als Mehrkanalschreiber, Biosignalgerät oder als Polygraph bezeichnet – als „Vielschreiber“. Das Gerät erkannte demnach nicht Wahrheit oder Lügen, sondern dokumentierte zunächst nur die Körperreaktionen. Erst auf dieser Grundlage schloss man auf den Wahrheitsgehalt einer Aussage. Hintergrund von Lügendetektoren ist die Annahme, dass Menschen beim Lügen zumindest etwas nervös werden. Insbesondere das vegetative Nervensystem würde unbewusste Reaktionen zeigen, die vielleicht vom Menschen nicht erkannt werden, aber dennoch von speziellen Messgeräten dokumentiert werden können.

Diese Annahme von Reiz und Reaktion ist jedoch ein Trugschluss. Seit der Erfindung des Lügendetektors durch Vittorio Benussi an der Universität Graz im Jahr 1913 gab es zahlreiche Fälle, in denen die Aussagekraft von Lügendetektoren nachweislich widerlegt wurde. Die Messgeräte können notorische Lügner, Manipulatoren und Verdränger nicht entlarven. Schließlich lassen sich Körperreaktionen wie die Schweißbildung auf verschiedenen Wegen steuern und Lügendetektoren nachweislich manipulieren.

Trotz mangelhafter wissenschaftlicher Grundlage sind Lügendetektoren insbesondere in den USA weiterhin im Einsatz und werden um alternative Messmethoden „verfeinert“ (z.B. Stimmuntersuchung und Gehirnstrommessung). In Deutschlang wurde der Lügendetektor immer wieder durch den Bundesgerichtshof abgelehnt, so zuletzt in den Jahren 1998 und 2010:

„Nach einhelliger wissenschaftlicher Auffassung ist es nicht möglich, eindeutige Zusammenhänge zwischen emotionalen Zuständen eines Menschen und hierfür spezifischen Reaktionsmustern im vegetativen Nervensystem zu erkennen.”